Gastroösophagealer Reflux/ vermehrtes Erbrechen

Gastroösophagealer Reflux/ vermehrtes Erbrechen
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Reflux kommt von dem lateinischen Wort refluxus und bedeutet Rückfluss

Von einem gastroösophagealen Reflux spricht man, wenn (saurer) Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Hierzu kommt es, wenn der Schließmuskel zwischen der Speiseröhre und dem Magen nicht richtig funktioniert. 

Dies führt zu Beschwerden wie Sodbrennen, Schmerzen im Oberbauch und Brustbereich und saurem Aufstoßen, teils auch Erbrechen.

Verstärkt wird der Reflux durch den Verzehr von Speisen, durch die vermehrt Magensäure produziert wird, wie sehr stark gewürzte oder fettreiche Speisen

Zusätzlich verstärken flaches Liegen oder hoher Druck im Bauchraum den Reflux auf physikalische Weise. Fließt über einen längeren Zeitraum saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück, so kann dieser die Speiseröhre reizen und zu einer schmerzhaften Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre führen (Refluxösophagitis).

Diagnostik

Bei Vorliegen der typischen Symptome kann die Erkrankung durch eine Magenspiegelung oder eine Messung des pH-Wertes der Speiseröhre und des Magens gesichert werden.

Therapie

Hausmittel wie aufrechte Position nach dem Essen, kein Verzehr von Speisen, welche die Säureproduktion des Magens zusätzlich anregen.

Medikamentöse Therapie durch „Säureblocker“ (Protonenpumpenhemmer). Dies sind Medikamente, welche die Säureproduktion im Magen reduzieren (wie beispielsweise Omeprazol oder Pantoprazol). Hierdurch kann den betroffenen Kindern meist schnell und effektiv geholfen werden, wobei zu beachten ist, dass beeinträchtigte Kinder zumeist eine erhöhte Dosis benötigen.

Operativ durch eine Fundoplicatio nach Nissen. Hierbei wird aus dem oberen Magenbereich eine Art Manschette gebildet, welche um das untere Ende der Speiseröhre gelegt wird, um den Schließmuskel zu unterstützen.

Situation bei PCH2-Kindern

Kinder mit PCH2 leiden häufig an vermehrtem Erbrechen und gastroösophagealem Reflux. Laut vieler Eltern führt dies aufgrund des starken Unwohlseins und der Schmerzen der Kinder zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität

PCH2- Kinder können ihre Beschwerden nicht direkt äußern. 

Refluxsymptome erkennen die Eltern häufig an starker Unruhe und Überstrecken, Schreien beim Aufstoßen, saurem Geruch beim Aufstoßen, offensichtlichen Schmerzen der Kinder, welche nicht auf die gängigen Schmerzmittel ansprechen. 

Da sich die Symptome (und Folgeerkrankungen) eines gastroösophagealen Refluxes mit den oben genannten Medikamenten häufig relativ gut therapieren lassen und den Kindern auf diese Weise Schmerzen erspart werden können, sollten Eltern und Ärzte von an PCH2 erkrankten Kindern frühzeitig an diese Erkrankung denken und diese ggf. behandeln. 

Hierbei müssen allerdings einige Besonderheiten in der Dosierung berücksichtigt werden (siehe Tipps und Literatur). Viele Eltern bezeichnen den Protonenpumpenhemmer Omeprazol als eines der Schlüsselmedikamente in der Behandlung der Symptome der PCH2.

Tipps zum Ausprobieren

  • Speisen, welche die Magensäureproduktion verstärkt anregen, meiden (stark gewürztes Essen, sehr heißes oder kaltes Essen, fettige Speisen).
  • Nach dem Essen min. 30 min aufrecht sitzen.
  • Bei Kindern mit PEG: Entlüften des Magens über die Sonde.
  • Frühzeitig an gastroösophagealen Reflux bei unklaren Beschwerden des Kindes denken und ggf. eine medikamentöse Therapie anbahnen (auf ausreichend hohe Dosierung und Dosisanpassungen im Wachstumsverlauf achten!).

! Bewährt hat sich eine medikamentöse Therapie mit Protonenpumpenhemmern in deutlich erhöhter Dosis: 3-5 mg/kg KG, aufgeteilt in mehrere Dosen täglich.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Daten aus der Literatur

  • Andersson et al. (2000) untersuchten die Pharmakokinetik von oral verabreichtem Omeprazol (einem Protonenpumpenhemmer) bei Kindern mit Ösophagitis und Reflux. Sie fanden heraus, dass insbesondere jüngerer Kinder höhere Dosen Omeprazol pro Kilogramm Körpergewicht benötigen als Erwachsene.
  • Böhmer et al. (1997) fanden heraus, dass geistig beeinträchtigte Menschen häufig unter einer Refluxösophagitis leiden. Als weitere Risikofaktoren wurden in der Studie eine Zerebralparese, ein IQ unter 35, eine Skoliose sowie die Einnahme von antikonvulsiven Medikamenten oder Benzodiazepinen genannt. Die frühzeitige Diagnosesicherung mittels Endoskopie bzw. 24h-pH-Metrie bei Verdacht auf einen vorliegenden Reflux wird empfohlen und auf die sehr effektive, symptomlindernde und lebensqualitätsverbessernde Wirkung der Therapie mit Protonenpumpenhemmern wird verwiesen.
  • In einer weiteren Studie postulieren Böhmer et al. (1998) Omeprazol als ein hocheffektives Medikament zur Behandlung der Refluxerkrankung bei geistig beeinträchtigten Kindern.
  • Hassall et al. (2000) bestätigten die hohe Effektivität, gute Verträglichkeit und Sicherheit von Omeprazol zur Therapie von erosiver Ösophagitis und gastroösophagealer Refluxsymptomatik bei Kindern, auch bei solchen Kindern, bei welchen eine Antireflux-Operation bzw. andere medizinische Therapien zuvor versagt hatten. In dieser Studie wird erneut darauf hingewiesen, dass die benötigten Dosen pro Kilogramm bei Kindern höher sind als bei Erwachsenen.

Natural History Study von 2014

Insgesamt zeigten 31 Kinder von 33 Kindern das Symptom vermehrtes Erbrechen. In 23 Fällen wurde ein gastroösophagealer Reflux ärztlich diagnostiziert. Insgesamt 17 Studienteilnehmer erhielten eine Dauertherapie mit Protonenpumpenhemmern. Eine Fundoplicatio wurde bei 12 Kindern durchgeführt.

Natural History Study von 2023

Einen symptomatischen Reflux zeigten 48 von 53 Kindern, dieser begann laut Aussage der Eltern im Mittel im Alter von einem Jahr. Die formale Diagnose „gastroösophagealer Reflux“ erhielten 25 dieser 48 Kinder. Alle Kinder, die in der Studie laut Aussage der Eltern keinen Reflux zeigten, waren zum Zeitpunkt der Datenerhebung jünger als 2 Jahre. In 7 Fällen zeigten die Kinder im Verlauf keinen Reflux mehr, dies brachten die Eltern in 5 Fällen mit einer Fundoplicatio in Zusammenhang. 

43 Kinder wurden mit einem Protonenpumpenhemmer (zumeist Omeprazol) behandelt. Im Median erhielten die Kinder eine Dosierung von 3,1 mg/kg KG aufgeteilt in 3 Dosen täglich. 34 Eltern gaben an, dass der Protonenpumpenhemmer für sie eines der Schlüsselmedikamente für ihre Kinder sei und es zu einer deutlichen Verbesserung von Symptomen wie Schreien, Reflux, Unruhe und Erbrechen geführt habe.

Dieser Eintrag wurde nach bestem Wissen aufgrund berichteter Erfahrungen von Eltern betroffener Kinder verfasst. Zusätzlich wurden aktuell verfügbare Daten aus der Studie zum natürlichen Verlauf der PCH2 von 2014 und 2023 und der allgemeinen medizinischen Literatur eingearbeitet. Er ersetzt nicht eine ärztliche Konsultation. PCH2cure übernimmt diesbezüglich keinerlei Haftung.

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