Behandlungsmöglichkeiten
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Behandlungsmöglichkeiten

Eine kausale Therapie der PCH2 existiert bisher noch nicht. Die einzelnen Symptome sind aber durchaus behandelbar. Im Folgenden finden sich die Behandlungsmöglichkeiten zu den häufigsten Symptomen der Erkrankung.

Nähere Beschreibungen der Symptome und Behandlungsmöglichkeiten sowie eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie zum natürlichen Verlauf der PCH2 von 2023 finden sich in der Informationsbroschüre.

Inhaltsverzeichnis

  1.  Bewegungsstörung
  2.  Epilepsie
  3.  Dystone Attacken 
  4.  Gastroösophagealer Reflux
  5. Obstipation
  6.  Meteorismus
  7.  Fütterschwierigkeiten
  8.  Atemwegsinfekte/ Apnoen
  9.  Temperaturregulationsstörung
  10.  Schlafstörungen
  11.  Unruhe

Bewegungsstörung

Allgemeine Maßnahmen

  • Krankengymnastik zur Vorbeugung von Muskelverkürzungen und zum Erhalt der Beweglichkeit der Muskulatur

Medikamentös

Insgesamt erscheint die Bewegungsstörung medikamentös nur schwer beeinflussbar (50 % der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten eine medikamentöse Therapie ausprobiert, lediglich ein Drittel bewertete die Bewegungsstörung als dadurch teilweise oder gut behandelbar).

SubstanzNatural history study 2023
Baclofen (Lioresal®)Anzahl behandelter Kinder17 (in 6/17 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral oder sondiert
Dosierung (15 Angaben)durchschnittlich 0,94 mg/kg KG/d (0,14-2,27 mg/kg KG/d) in 1-4 ED

Weitere Medikamente, die in der NHS 2023 gegen die Bewegungsstörung verabreicht wurden, sind:

  • Dronabinol in 8 Fällen (in 1 Fall wieder abgesetzt)
  • Diazepam, Phenobarbital und Gabapentin je in 5 Fällen (je in 0 Fällen wieder abgesetzt)
  • Levodopa in 4 Fällen (in 2 Fällen wieder abgesetzt)
  • Levomepromazin in 3 Fällen (in 0 Fällen wieder abgesetzt)
  • Tizanidin und Chloralhydrat in je 3 Fällen (in je 1 Fall wieder abgesetzt)

Epilepsie

Dauermedikation

SubstanzenNatural history study 2023
Phenobarbital (Luminal©, Luminaletten®)Anzahl behandelter Kinder25 (in 5/25 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral/ sondiert
Dosierung (24 Angaben)durchschnittlich 5.62 mg/kg/d (1-14.16 mg/kg/d) in 1-3 ED
Mono- und Kombinationstherapie7x Monotherapie, 13x Kombinationstherapie (am häufigsten mit Levetiracetam)
Levetiracetam (Keppra®)Anzahl behandelter Kinder16 (in 5/16 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral/ sondiert
Dosierung (16 Angaben)durchschnittlich 49.6 mg/kg/d (20-125 mg/kg/d) in 2-3 ED
Mono- und Kombinationstherapie5x Monotherapie, 11x Kombinationstherapie (am häufigsten mit Phenobarbital)
Valproat, auch Valproinsäure (Ergenyl®, Orfiril®)Anzahl behandelter Kinder11 (in 4/11 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral/sondiert
Dosierung(8 Angaben)durchschnittlich 29.89 mg/kg/d (10.71-58.7 mg/kg/d) in 2-3 ED
Mono- und KombinationstherapieAusschl. als Kombinationstherapie verabreicht (am häufigsten mit Carbamazepin)
Topiramat (Topamax®)Anzahl behandelter Kinder10 (in 5/10 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral/sondiert
Dosierungaufgrund fehlerhafter Angaben keine Berechnung möglich
Mono- und KombinationstherapieAusschl. als Kombitherapie verabreicht (am häufigsten mit Phenobarbital)
Gabapentin (Neurontin®)Anzahl behandelter Kinder7 (in 3/7 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral/ sondiert
Dosierung (7 Angaben)durchschnittlich 40.76 mg/kg/d (13.1-60 mg/kg/d) in 2-3 ED
Mono- und Kombinationstherapie1x Monotherapie, 3x Kombinationstherapie (am häufigsten mit Phenobarbital)

In 5 Fällen oder seltener wurden verabreicht:

  • Clobazam (in 3 /5 Fällen abgesetzt)
  • Vigabatrin (in 4 /5 Fällen abgesetzt)
  • Carbamazepin (in 3 / 5 Fällen abgesetzt)
  • Oxcarbazepin (in 5 /5 Fällen abgesetzt)
  • Clonazepam (in 3 /4 Fällen abgesetzt)
  • Lamotrigin (in 3 /4 Fällen abgesetzt)
  • Sultiam (in 2/ 2 Fällen abgesetzt)

Bedarfsmedikation

  • Midazolam
  • Diazepam
  • Clonazepam

Dystone Attacken

Allgemeine Maßnahmen

  • auf Auslöser achten und diese – wenn möglich – vermeiden
  • teilweise beendet natürlicher Schlaf eine dystone Attacke

Medikamentös

Eine gesicherte medikamentöse Behandlung ist nicht bekannt; daher erfordert die Behandlung der dystonen Attacken spezielle neuropädiatrische Expertise und sollte sich nach den allgemeinen Empfehlungen zum Management des Status dystonicus richten.


Gastroösophagealer Reflux

Allgemeine Maßnahmen

  • Vermeidung von Speisen, die die Magensäureproduktion verstärkt anregen
  • aufrechte Lagerung während und nach dem Essen und Trinken
  • bei vorhandener PEG: Entlüften des Magens über die Sonde

Medikamentös

  • frühzeitiger Einsatz von Protonenpumpenhemmern (zum Beispiel Omeprazol) in deutlich erhöhter Dosis (3-5 mg/kg KG, aufgeteilt in mehrere Gaben täglich)

Operativ

  • Fundoplicatio

Wissenschaftlicher Hintergrund (Natural History Study 2023)

  • 43 von 48 Kindern mit symptomatischem Reflux erhielten einen Protonenpumpenhemmer (zumeist Omeprazol) in einer medianen Dosierung von 3,1 mg/kg KG/d, aufgeteilt in 3 Dosen
  • 34 von 43 Eltern, deren Kinder mit einem Protonenpumpenhemmer behandelt wurden, gaben an, dass dieser für sie ein „Schlüsselmedikament“ sei und zu einer deutlichen Symptomreduktion führe
  • in 5 von 7 Fällen, in denen ein gastroösophagealer Reflux im Verlauf sistierte, wurde dies mit der Durchführung einer Fundoplicatio in Zusammenhang gebracht

Obstipation

Allgemeine Maßnahmen

  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffreiche Ernährung
  • bei Sondennahrung auf den Zusatz „fibre“ achten
  • Bauchmassagen
  • rektale Stimulation um Absetzen des Stuhlgangs zu unterstützen

Medikamentös

  • orale Laxantien (Macrogol®) als Dauermedikation
  • rektale Laxantien (Mikroklist/Mikrolax® oder Lecicarbon®) als Bedarfsmedikation

Wissenschaftlicher Hintergrund (natural history study 2023)

  • 22 von 53 Kindern erhielten mindestens ein orales Laxans (zumeist Macrogol, zumeist als Dauermedikation)
  • 28 von 53 Kindern erhielten mindestens ein rektales Laxans (Microklist/Mikrolax und Lecicarbon in je 12 Fällen, zumeist als Bedarfsmedikation)
  • 8 Kinder erhielten Neutralöl/Glycerol rektal
  • die meisten Kinder benötigten Unterstützung in Form rektaler Stimulation zum Absetzen des Stuhlgangs
  • die Behandelbarkeit des Symptoms Obstipation mittels o. g. Medikamente wurde von den meisten Eltern als teilweise oder gut behandelbar angegeben

Meteorismus

Allgemeine Maßnahmen

  • Unverträglichkeiten bedenken und ggf. entsprechende Diagnostik einleiten
  • regelmäßige abführende Maßnahmen

Medikamentös

  • Dimeticon (Sab SIMPLEX®)/ Simeticon (ESPUMISAN®)
  • Carum cavi (Kümmelzäpfchen)

(insgesamt ist der Meteorismus medikamentös häufig nur gering zu beeinflussen)


Fütterschwierigkeiten

Allgemeine Maßnahmen

  • Aufklärung der Eltern über Schluckstörung und Aspirationsgefahr (auch sogenannte „stille Aspirationen“, die unbemerkt bleiben können)
  • Beratung der Eltern hinsichtlich Essensroutinen, regelmäßige Mahlzeiten
  • Fein pürierte Kost und angedickte Flüssigkeiten erleichtern den Schluckvorgang in den meisten Fällen
  • Gutes Fixieren/ Festhalten der Kinder beim Essen kann helfen, die Probleme durch unkoordinierte Bewegungen beim Vorgang des Fütterns zu minimieren.
  • Verzicht auf stark säurehaltige Lebensmittel (siehe Reflux)
  • Logopädie zur Verbesserung der Mundmotorik und des Schluckvorganges
  • im Verlauf ggf. Anlage einer nasalen Magensonde oder PEG-Sonde

Atemwegsinfekte/ Apnoen

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

  • Impfstatus überprüfen und zusätzliche Impfungen gegen Covid-19 und Influenza erwägen
  • (tägl.) Inhalationen
  • physikalische Therapie
  • ggf. Einsatz eines Hustenassistenten (cough assist) als Hilfsmittel
  • Absaugen/ Sauerstoffgabe bei Bedarf
  • in schweren Fällen nicht-invasive Heimbeatmung (im Schlaf) bzw. Tracheostomaanlage

Prophylaxe bzw. Dauermedikation

  • Kochsalzlösung (0,9 % oder 3 %) per Inhalation
  • Budesonid per Inhalation
  • Ipratropiumbromid per Inhalation

Bedarfsmedikation

  • Salbutamol per Inhalation
  • Budesonid per Inhalation
  • Ipratropiumbromid per Inhalation
  • Fluticason per Inhalation
  • Xylometazolin nasal
  • Prednisolon oral/sondiert oder rektal

Temperaturregulationsstörung

Aufklärung der Eltern im Hinblick auf:

  • Fieber, Fieberverläufe, Fieberkrämpfe
  • die Anwendung gängiger antipyretischer Medikamente (Paracetamol und Ibuprofen)
  • zentrales Fieber
  • zentrale Untertemperatur

Schlafstörungen

Allgemeine Maßnahmen

  • Elternberatung zum Thema Schlafroutine 
  • Kinder bei vorhandenen Atemproblemen optimal unterstützen (Beatmung, Inhalation, Monitorüberwachung der Atmung im Schlaf)
  • Ggf. Lageposition im Laufe der Nacht anpassen
  • Schlafmangel wirkt sich stark auf die Gesundheit und Psyche der betreuenden Personen aus. Dies offen mit der Familie ansprechen und auf Unterstützungsmöglichkeiten hinweisen.

Medikamentös

SubstanzenNatural history study 2023
Melatonin (Slenyto®)Anzahl behandelter Kinder21 (in 10/21 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral oder sondiert
Dosierung (14 Angaben)durchschnittlich 0.34 mg/kg/Tag (0.06-0.57 mg/kg/d) in 1-2 ED
ChloralhydratAnzahl behandelter Kinder20 (in 3/20 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral, sondiert oder rektal
Dosierung (5 Angaben)durchschnittlich 30.9 mg/kg/Tag (14.3-66.7 mg/kg/Tag) in 1-3 ED
Levomepromazin (Neurocil®)Anzahl behandelter Kinder11 (in 1/11 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral oder sondiert
Dosierung (8 Angaben)durchschnittlich 2 mg/kg/Tag (0.2-10.5 mg/kg/Tag) in 1-2 ED
weitere Substanzen*
– Phenobarbital
– Promethazin
– Diazepam
– Gabapentin


in 6 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen
in 4 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen
in 3 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen
in 3 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen

*diese Substanzen werden an anderer Stelle näher erläutert, siehe Abschnitt Epilepsie


Unruhe

Medikamentös

SubstanzenNatural history study 2023
Diazepam (Valium®)Anzahl behandelter Kinder21 (in 3 Fällen wieder abgesetzt)
DarreichungsformOral, sondiert, rektal
Dosierung (13 Angaben)Bedarfsmedikation: durchschnittlich 0,23 mg/kg KG/ED (0,04-0,55 mg/kg KG/ED)
Dronabinol (synthetisches Tetrahydrocannabinol = THC)Anzahl behandelter Kinder9 (in 4 Fällen wieder abgesetzt)
Darreichungsformoral oder sondiert
Dosierung (9 Angaben)Dauermedikation: durchschnittlich 0,8 mg/kg KG/d (0,35-1,6 mg/kg/d) in 2-3 ED
Lorazepam (Tavor®)Anzahl behandelter Kinder8 (in 4 Fällen wieder abgesetzt)
Darreichungsformoral oder sondiert
Dosierung (7 Angaben)Bedarfsmedikation: durchschnittlich 0,03 mg/kg KG/ED (0,02-0,05 mg/kg KG/ED)
Promethazin (Atosil®)Anzahl behandelter Kinder7 (in 6 Fällen wieder abgesetzt)
Darreichungsformoral
Dosierungmehrheitlich Bedarfsmedikation, zu wenige Angaben für genaue Dosierung
Clonazepam (Rivotril®)Anzahl behandelter Kinder5 (in 4 Fällen wieder abgesetzt)
Darreichungsformoral oder sondiert
Dosierungmehrheitlich als Dauermedikation eingesetzt, unzureichende Angaben zur Dosierung
Weitere Substanzen:
–        Phenobarbital
–        Chloralhydrat
–        Midazolam
–        Levomepromazin
–        Gabapentin


In 17 Fällen gg Unruhe geg.
In 13 Fällen gg Unruhe geg.
In 9 Fällen gg Unruhe geg.
In 9 Fällen gg Unruhe geg.
In 7 Fällen gg Unruhe geg.