Behandlungsmöglichkeiten
Eine kausale Therapie der PCH2 existiert bisher noch nicht. Die einzelnen Symptome sind aber durchaus behandelbar. Im Folgenden finden sich die Behandlungsmöglichkeiten zu den häufigsten Symptomen der Erkrankung.
Die hier aufgelisteten Behandlungsmöglichkeiten und Dosierungen beruhen auf den Daten der Studie zum natürlichen Verlauf der PCH2 von 2023. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen weder eine konkrete Empfehlung noch eine Bewertung genannter Arzneimittel oder Behandlungsmethoden dar. Sie dienen lediglich der Information und sind eine Zusammenstellung durchgeführter Maßnahmen. PCH2cure übernimmt diesbezüglich keine Haftung.
Nähere Beschreibungen der Symptome und Behandlungsmöglichkeiten sowie eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie zum natürlichen Verlauf der PCH2 von 2023 finden sich in der Informationsbroschüre.
Inhaltsverzeichnis
- Bewegungsstörung
- Epilepsie
- Dystone Attacken
- Gastroösophagealer Reflux
- Obstipation
- Meteorismus
- Fütterschwierigkeiten
- Atemwegsinfekte/ Apnoen
- Temperaturregulationsstörung
- Schlafstörungen
- Unruhe
Bewegungsstörung
Allgemeine Maßnahmen
- Krankengymnastik zur Vorbeugung von Muskelverkürzungen und zum Erhalt der Beweglichkeit der Muskulatur
Medikamentös
Insgesamt erscheint die Bewegungsstörung medikamentös nur schwer beeinflussbar (50 % der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten eine medikamentöse Therapie ausprobiert, lediglich ein Drittel bewertete die Bewegungsstörung als dadurch teilweise oder gut behandelbar).
Substanz | Natural history study 2023 | |
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Baclofen (Lioresal®) | Anzahl behandelter Kinder | 17 (in 6/17 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral oder sondiert | |
Dosierung (15 Angaben) | durchschnittlich 0,94 mg/kg KG/d (0,14-2,27 mg/kg KG/d) in 1-4 ED |
Weitere Medikamente, die in der NHS 2023 gegen die Bewegungsstörung verabreicht wurden, sind:
- Dronabinol in 8 Fällen (in 1 Fall wieder abgesetzt)
- Diazepam, Phenobarbital und Gabapentin je in 5 Fällen (je in 0 Fällen wieder abgesetzt)
- Levodopa in 4 Fällen (in 2 Fällen wieder abgesetzt)
- Levomepromazin in 3 Fällen (in 0 Fällen wieder abgesetzt)
- Tizanidin und Chloralhydrat in je 3 Fällen (in je 1 Fall wieder abgesetzt)
Epilepsie
Dauermedikation
Substanzen | Natural history study 2023 | |
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Phenobarbital (Luminal©, Luminaletten®) | Anzahl behandelter Kinder | 25 (in 5/25 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral/ sondiert | |
Dosierung (24 Angaben) | durchschnittlich 5.62 mg/kg/d (1-14.16 mg/kg/d) in 1-3 ED | |
Mono- und Kombinationstherapie | 7x Monotherapie, 13x Kombinationstherapie (am häufigsten mit Levetiracetam) | |
Levetiracetam (Keppra®) | Anzahl behandelter Kinder | 16 (in 5/16 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral/ sondiert | |
Dosierung (16 Angaben) | durchschnittlich 49.6 mg/kg/d (20-125 mg/kg/d) in 2-3 ED | |
Mono- und Kombinationstherapie | 5x Monotherapie, 11x Kombinationstherapie (am häufigsten mit Phenobarbital) | |
Valproat, auch Valproinsäure (Ergenyl®, Orfiril®) | Anzahl behandelter Kinder | 11 (in 4/11 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral/sondiert | |
Dosierung(8 Angaben) | durchschnittlich 29.89 mg/kg/d (10.71-58.7 mg/kg/d) in 2-3 ED | |
Mono- und Kombinationstherapie | Ausschl. als Kombinationstherapie verabreicht (am häufigsten mit Carbamazepin) | |
Topiramat (Topamax®) | Anzahl behandelter Kinder | 10 (in 5/10 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral/sondiert | |
Dosierung | aufgrund fehlerhafter Angaben keine Berechnung möglich | |
Mono- und Kombinationstherapie | Ausschl. als Kombitherapie verabreicht (am häufigsten mit Phenobarbital) | |
Gabapentin (Neurontin®) | Anzahl behandelter Kinder | 7 (in 3/7 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral/ sondiert | |
Dosierung (7 Angaben) | durchschnittlich 40.76 mg/kg/d (13.1-60 mg/kg/d) in 2-3 ED | |
Mono- und Kombinationstherapie | 1x Monotherapie, 3x Kombinationstherapie (am häufigsten mit Phenobarbital) |
In 5 Fällen oder seltener wurden verabreicht:
- Clobazam (in 3 /5 Fällen abgesetzt)
- Vigabatrin (in 4 /5 Fällen abgesetzt)
- Carbamazepin (in 3 / 5 Fällen abgesetzt)
- Oxcarbazepin (in 5 /5 Fällen abgesetzt)
- Clonazepam (in 3 /4 Fällen abgesetzt)
- Lamotrigin (in 3 /4 Fällen abgesetzt)
- Sultiam (in 2/ 2 Fällen abgesetzt)
Bedarfsmedikation
- Midazolam
- Diazepam
- Clonazepam
Dystone Attacken
Allgemeine Maßnahmen
- auf Auslöser achten und diese – wenn möglich – vermeiden
- teilweise beendet natürlicher Schlaf eine dystone Attacke
Medikamentös
Eine gesicherte medikamentöse Behandlung ist nicht bekannt; daher erfordert die Behandlung der dystonen Attacken spezielle neuropädiatrische Expertise und sollte sich nach den allgemeinen Empfehlungen zum Management des Status dystonicus richten.
Gastroösophagealer Reflux
Allgemeine Maßnahmen
- Vermeidung von Speisen, die die Magensäureproduktion verstärkt anregen
- aufrechte Lagerung während und nach dem Essen und Trinken
- bei vorhandener PEG: Entlüften des Magens über die Sonde
Medikamentös
- frühzeitiger Einsatz von Protonenpumpenhemmern (zum Beispiel Omeprazol) in deutlich erhöhter Dosis (3-5 mg/kg KG, aufgeteilt in mehrere Gaben täglich)
Operativ
- Fundoplicatio
Wissenschaftlicher Hintergrund (Natural History Study 2023)
- 43 von 48 Kindern mit symptomatischem Reflux erhielten einen Protonenpumpenhemmer (zumeist Omeprazol) in einer medianen Dosierung von 3,1 mg/kg KG/d, aufgeteilt in 3 Dosen
- 34 von 43 Eltern, deren Kinder mit einem Protonenpumpenhemmer behandelt wurden, gaben an, dass dieser für sie ein „Schlüsselmedikament“ sei und zu einer deutlichen Symptomreduktion führe
- in 5 von 7 Fällen, in denen ein gastroösophagealer Reflux im Verlauf sistierte, wurde dies mit der Durchführung einer Fundoplicatio in Zusammenhang gebracht
Obstipation
Allgemeine Maßnahmen
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffreiche Ernährung
- bei Sondennahrung auf den Zusatz „fibre“ achten
- Bauchmassagen
- rektale Stimulation um Absetzen des Stuhlgangs zu unterstützen
Medikamentös
- orale Laxantien (Macrogol®) als Dauermedikation
- rektale Laxantien (Mikroklist/Mikrolax® oder Lecicarbon®) als Bedarfsmedikation
Wissenschaftlicher Hintergrund (natural history study 2023)
- 22 von 53 Kindern erhielten mindestens ein orales Laxans (zumeist Macrogol, zumeist als Dauermedikation)
- 28 von 53 Kindern erhielten mindestens ein rektales Laxans (Microklist/Mikrolax und Lecicarbon in je 12 Fällen, zumeist als Bedarfsmedikation)
- 8 Kinder erhielten Neutralöl/Glycerol rektal
- die meisten Kinder benötigten Unterstützung in Form rektaler Stimulation zum Absetzen des Stuhlgangs
- die Behandelbarkeit des Symptoms Obstipation mittels o. g. Medikamente wurde von den meisten Eltern als teilweise oder gut behandelbar angegeben
Meteorismus
Allgemeine Maßnahmen
- Unverträglichkeiten bedenken und ggf. entsprechende Diagnostik einleiten
- regelmäßige abführende Maßnahmen
Medikamentös
- Dimeticon (Sab SIMPLEX®)/ Simeticon (ESPUMISAN®)
- Carum cavi (Kümmelzäpfchen)
(insgesamt ist der Meteorismus medikamentös häufig nur gering zu beeinflussen)
Fütterschwierigkeiten
Allgemeine Maßnahmen
- Aufklärung der Eltern über Schluckstörung und Aspirationsgefahr (auch sogenannte „stille Aspirationen“, die unbemerkt bleiben können)
- Beratung der Eltern hinsichtlich Essensroutinen, regelmäßige Mahlzeiten
- Fein pürierte Kost und angedickte Flüssigkeiten erleichtern den Schluckvorgang in den meisten Fällen
- Gutes Fixieren/ Festhalten der Kinder beim Essen kann helfen, die Probleme durch unkoordinierte Bewegungen beim Vorgang des Fütterns zu minimieren.
- Verzicht auf stark säurehaltige Lebensmittel (siehe Reflux)
- Logopädie zur Verbesserung der Mundmotorik und des Schluckvorganges
- im Verlauf ggf. Anlage einer nasalen Magensonde oder PEG-Sonde
Atemwegsinfekte/ Apnoen
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
- Impfstatus überprüfen und zusätzliche Impfungen gegen Covid-19 und Influenza erwägen
- (tägl.) Inhalationen
- physikalische Therapie
- ggf. Einsatz eines Hustenassistenten (cough assist) als Hilfsmittel
- Absaugen/ Sauerstoffgabe bei Bedarf
- in schweren Fällen nicht-invasive Heimbeatmung (im Schlaf) bzw. Tracheostomaanlage
Prophylaxe bzw. Dauermedikation
- Kochsalzlösung (0,9 % oder 3 %) per Inhalation
- Budesonid per Inhalation
- Ipratropiumbromid per Inhalation
Bedarfsmedikation
- Salbutamol per Inhalation
- Budesonid per Inhalation
- Ipratropiumbromid per Inhalation
- Fluticason per Inhalation
- Xylometazolin nasal
- Prednisolon oral/sondiert oder rektal
Temperaturregulationsstörung
Aufklärung der Eltern im Hinblick auf:
- Fieber, Fieberverläufe, Fieberkrämpfe
- die Anwendung gängiger antipyretischer Medikamente (Paracetamol und Ibuprofen)
- zentrales Fieber
- zentrale Untertemperatur
Schlafstörungen
Allgemeine Maßnahmen
- Elternberatung zum Thema Schlafroutine
- Kinder bei vorhandenen Atemproblemen optimal unterstützen (Beatmung, Inhalation, Monitorüberwachung der Atmung im Schlaf)
- Ggf. Lageposition im Laufe der Nacht anpassen
- Schlafmangel wirkt sich stark auf die Gesundheit und Psyche der betreuenden Personen aus. Dies offen mit der Familie ansprechen und auf Unterstützungsmöglichkeiten hinweisen.
Medikamentös
Substanzen | Natural history study 2023 | |
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Melatonin (Slenyto®) | Anzahl behandelter Kinder | 21 (in 10/21 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral oder sondiert | |
Dosierung (14 Angaben) | durchschnittlich 0.34 mg/kg/Tag (0.06-0.57 mg/kg/d) in 1-2 ED | |
Chloralhydrat | Anzahl behandelter Kinder | 20 (in 3/20 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral, sondiert oder rektal | |
Dosierung (5 Angaben) | durchschnittlich 30.9 mg/kg/Tag (14.3-66.7 mg/kg/Tag) in 1-3 ED | |
Levomepromazin (Neurocil®) | Anzahl behandelter Kinder | 11 (in 1/11 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral oder sondiert | |
Dosierung (8 Angaben) | durchschnittlich 2 mg/kg/Tag (0.2-10.5 mg/kg/Tag) in 1-2 ED | |
weitere Substanzen* – Phenobarbital – Promethazin – Diazepam – Gabapentin | in 6 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen in 4 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen in 3 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen in 3 Fällen verabreicht gg Schlafstörungen |
*diese Substanzen werden an anderer Stelle näher erläutert, siehe Abschnitt Epilepsie.
Unruhe
Medikamentös
Substanzen | Natural history study 2023 | |
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Diazepam (Valium®) | Anzahl behandelter Kinder | 21 (in 3 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | Oral, sondiert, rektal | |
Dosierung (13 Angaben) | Bedarfsmedikation: durchschnittlich 0,23 mg/kg KG/ED (0,04-0,55 mg/kg KG/ED) | |
Dronabinol (synthetisches Tetrahydrocannabinol = THC) | Anzahl behandelter Kinder | 9 (in 4 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | oral oder sondiert | |
Dosierung (9 Angaben) | Dauermedikation: durchschnittlich 0,8 mg/kg KG/d (0,35-1,6 mg/kg/d) in 2-3 ED | |
Lorazepam (Tavor®) | Anzahl behandelter Kinder | 8 (in 4 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | oral oder sondiert | |
Dosierung (7 Angaben) | Bedarfsmedikation: durchschnittlich 0,03 mg/kg KG/ED (0,02-0,05 mg/kg KG/ED) | |
Promethazin (Atosil®) | Anzahl behandelter Kinder | 7 (in 6 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | oral | |
Dosierung | mehrheitlich Bedarfsmedikation, zu wenige Angaben für genaue Dosierung | |
Clonazepam (Rivotril®) | Anzahl behandelter Kinder | 5 (in 4 Fällen wieder abgesetzt) |
Darreichungsform | oral oder sondiert | |
Dosierung | mehrheitlich als Dauermedikation eingesetzt, unzureichende Angaben zur Dosierung | |
Weitere Substanzen: – Phenobarbital – Chloralhydrat – Midazolam – Levomepromazin – Gabapentin | In 17 Fällen gg Unruhe geg. In 13 Fällen gg Unruhe geg. In 9 Fällen gg Unruhe geg. In 9 Fällen gg Unruhe geg. In 7 Fällen gg Unruhe geg. |